Externe Fertigung/ Dienstleistung (Verlängerte Werkbank)

Es gibt in der Produktion die Möglichkeit der externen Fertigung, welche auch als "Verlängerte Werkbank" bezeichnet wird. Diese kann grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden: 

  1. Die Stückliste wird komplett extern gefertigt. Dies entspricht einer Bestellung des Stücklistenartikels bei einem externen Lieferanten und der Produktionsauftrag verlässt mit der Bestellung den Ablauf im Modul Produktion. Mit Wareneingang im Einkaufsmodul steht die Stückliste dann wie ein Fremdbezugsteil für weitere Produktionsaufträge oder Kundenaufträge zur Verfügung.

  2. Es werden nur einzelne Arbeitsschritte extern ausgeführt, welche über Arbeitsgänge abgebildet werden. Diese Arbeitsgänge erhalten ein Kennzeichen, weiterhin kann der externe Dienstleister (= Lieferant) und ein Dienstleistungsartikel hinterlegt werden. Die Produktionspapiere können in diesem Fall getrennt über interne Arbeitsscheine und externe Arbeitsanweisungen ausgedruckt werden.
    Der Produktionsauftrag selbst durchläuft die Produktion wie ein normaler interner Auftrag, während für die extern auszuführenden Arbeitsgänge beim Übergang in den Status "In Produktion" entsprechende Bestellvorschläge in der Einkaufsverwaltung erstellt werden. Bei der Einlagerung dieser Arbeitsgänge in der Einkaufsverwaltung erfolgt automatisch eine Ist-Zeitbuchung für den entsprechenden Arbeitsgang auf den Produktionsauftrag.

Beiden Möglichkeiten gemeinsam ist die Möglichkeit der Kennzeichnung direkt in den Stammdaten, wobei es alternativ auch die Möglichkeit gibt direkt bei einem Produktionsauftrag eine abweichende Kennzeichnung vorzunehmen.

 

Komplette Stückliste extern fertigen

In der Materialposition einer Stückliste können Sie hinterlegen, ob ein Materialartikel ein Bereitstellteil (oder Beistellteil) für die externe Fertigung darstellt. Diese Positionen werden dann dem Lieferanten für die Produktion der Stückliste bereitgestellt und können daher auf gesonderten Materialscheinen gedruckt werden. Weiterhin können Sie im Dialog Materialpositionen auch eine Verbindung zu einer Materialposition herstellen. Diese Information wird anschließend bei den Bereitstellteilscheinen mit ausgedruckt. Diese Einstellung können Sie natürlich auch direkt in der Materialpositionen von einem Produktionsauftrag vornehmen, der sich im Status Produktionsvorschlag oder Disposition befindet.

 

Mit den folgenden Kennzeichen können Sie einen kompletten Produktionsauftrag durch die interne Produktion schleusen, dabei werden natürlich zusätzlich die externen Arbeitsschritte (= externe Arbeitsgänge) und Materialien (=Bereitstelle) berücksichtigt und auf Wunsch gesondert ausgedruckt. Sie haben auch hier wieder die Möglichkeit, die Voreinstellung in den Stammdaten individuell pro Produktionsauftrag zu überschreiben-

 

Sie haben die Möglichkeit die Voreinstellung der Fertigung für einen Produktionsauftrag im Stücklistenkopf zu konfigurieren. Möchten Sie eine Stückliste komplett extern fertigen, dann haben Sie die Möglichkeit die Stückliste selbst als externe Fertigung zu kennzeichnen, indem Sie im Stücklistenkopf die Option extern anstatt intern aktivieren. Damit wird bei der Anlage von einem neuen Produktionsvorschlag nicht mehr automatisch "interne Fertigung" für den Produktionsauftrag vorgeschlagen, sondern automatisch die "Externe Fertigung/Bestellung" voreingestellt.  Ist dagegen die Option Intern in der Stückliste aktiviert, so wird standardmäßig interne Fertigung im Produktionsvorschlag vorgeschlagen. Sie haben natürlich weiterhin die Möglichkeit einen Produktionsauftrag von "externer Fertigung/Bestellung" auf "interne Fertigung" umzustellen und umgekehrt.

Bis zum Status Disposition unterscheiden sich interne und externe Produktionsaufträge nicht voneinander, es wird benötigte Material reserviert und die Zeiten für deren Beschaffung terminiert. Erst Im Status Disposition fällt oftmals die Entscheidung, ob ein Auftrag intern produziert werden kann oder ob die Kapazitäten eine externe Vergabe erforderlich machen. Die externen Produktionsaufträge belegen im Unterschied zu internen Produktionsaufträgen natürlich keine interne Kapazität, daher findet auch die Terminierung von externen Produktionsaufträgen nicht mehr anhand der Zeiten im Arbeitsplan, sondern anhand der Lieferzeiten beim Lieferanten statt.

 

Daher unterscheiden sich die beiden Auftragsarten auch erst beim Produktionsstart, also beim Übergang vom Status "Disposition" in "In Produktion".

Hinweis:

Für die Buchung und Stornierung der als "Bereitstellteile" markierten Materialpositionen werden eigene Lagerbuchungsschlüssel verwendet. Es handelt sich dabei um die Lagerbuchungsschlüssel: "Produktion Beistellteile Abgang" und "Produktion Beistellteile Stornierter Abgang".

In der Einkaufsverwaltung wird für die aus der Produktion kommenden externen Produktionsaufträge ein Bestellvorschlag mit der Bestellart "1000 - Externe Fertigung" angelegt, Der Bestellvorschlag kann anschließend wie gewohnt bestellt und eingelagert werden. Handelt es sich bei dem externen Bestellvorschlag um einen untergeordneten Produktionsauftrag, dann ist es möglich diesen direkt bei der Einlagerung als Ist-Material des übergeordneten Produktionsauftrags zu buchen. Diese Möglichkeit ist aber nur gegeben, wenn die automatischen Lagerbuchungen in der Produktion deaktiviert sind, es gelten in diesem Zusammenhang dieselben Einschränkungen wie bei der Einlagerung in der Produktion.

Hinweis:

Für die Bestellart "1000 - Externe Fertigung" wird beim Drucken automatisch ein Bestellformular für die externe Fertigung herangezogen, auf dem zusätzlich die Bereitstellteile ausgewiesen werden.

Sollte in der Einkaufsverwaltung ein Bestellvorschlag mit der Bestellart "1000 - Externe Fertigung" gelöscht oder komplett storniert werden, dann wird der dazugehörige Produktionsauftrag in der Produktion zurück in den Status "Disposition" gestellt, damit er erneut bestellt werden kann.

ACHTUNG:

Die Stornierung der Ist-Materialbuchungen für die Bereitstellteile in der Produktion erfolgt nur automatisch, wenn die automatischen Lagerbuchungen aktiviert sind.

Bitte beachten Sie:

Erst ab Version 9.0.0.01 steht die externe Fertigung in dieser Form zur Verfügung, in früheren Versionen wurde für externe Produktionsaufträge keine besondere Bestellart verwendet und ein externer Produktionsauftrag konnte beim Stornieren oder Löschen des dazugehörigen Bestellvorschlags nicht in der Produktion wiederhergestellt werden.

Einzelne Arbeitsgänge extern fertigen lassen

Ein extern auszuführender Arbeitsgang wird häufig auch als "Externe Dienstleistung" bezeichnet, weil dieser Arbeitsschritt durch einen externen Dienstleister durchgeführt wird. Damit ein Arbeitsgang extern gefertigt werden kann, muss das Kennzeichen"Arb.Gang wird extern ausgeführt" auf dem Reiter "Verl. Werkbank" im Bildschirm "Arbeitsgang" aktiviert werden. Der Arbeitsgang kann im Anschluss sowohl intern, als auch extern gefertigt werden, je nachdem welche Fertigungsart im Produktionsauftrag ausgewählt wurde:

Sie können auf dem Reiter "Verl- Werkbank" weiterhin optional das Fertigungsunternehmen in Form eines Lieferanten aus der KuLiMi und einen Dienstleistungsartikel aus der Artikelverwaltung hinterlegen. Bei einem Dienstleistungsartikel handelt es sich um einen Artikel mit der Eigenschaft "Dienstleistung" auf dem Reiter "Einstellungen" in der Artikelverwaltung.

ACHTUNG:

Die Einstellung "Sollzeiten zu Istzeiten" auf dem Reiter Produktion - Aufträge/Lager/Chargen darf auf keinen Fall aktiviert werden, wenn man mit externen Arbeitsgängen arbeiten möchte. Bei Aktivierung dieser Option werden beim Übergang vom Status "Disposition" in den Status "In Produktion" automatisch Ist-Zeit-Einträge vorgenommen, weshalb die Erzeugung von Bestellvorschlägen als nicht mehr notwendig erachtet wird.

Der in den Arbeitsgängen hinterlegte Dienstleistungsartikel wird bei der Erzeugung der Bestellvorschläge verwendet, um die angeforderte Dienstleistung abzubilden sollte kein Dienstleistungsartikel für einen Arbeitsgang hinterlegt sein, so wird der globale Dienstleistungsartikel, welcher unter "Produktion" - "Stücklisten/Kalkulation" - "Std. Dienstleistungsartikel für externe Dienstleistungen:" in der System Konfiguration hinterlegt wurde, als Dienstleistungsartikel bei der Erstellung von einem Bestellvorschlag verwendet.

Hinweis:

Ist kein globaler Dienstleistungsartikel für die Produktion hinterlegt, dann erhalten Sie bei der Erzeugung der Bestellvorschläge eine entsprechende Fehlermeldung.

Wie bei der externen Fertigung können einzelne Materialpositionen als "Bereitstellteile" gekennzeichnet werden, die dem Lieferanten für die Durchführung des angeforderten Arbeitsschrittes zur Verfügung gestellt werden. Im Unterschied zu der externen Fertigung besteht allerdings bei der externen Dienstleistung die Möglichkeit jede als Bereitstellteil markierte Materialposition einem bestimmten Arbeitsgang zuzuordnen. Bei der Erzeugung der Sammelbestellung können dann pro Arbeitsgang die dazugehörigen Bereitstellteile auf dem Bestellformular ausgewiesen werden.

Hinweis:

Sollte ein Bereitstellteil keinem Arbeitsgang zugewiesen werden, dann wird es bei allen Arbeitsgängen als Bereitstellteil angesehen und entsprechend auf dem Bestellformular ausgegeben.

Wie bei der externen Fertigung kann auch bei der externen Dienstleistung die Fertigungsart bereits in der Stückliste vordefiniert werden, so dass bei der Anlage von einem Produktionsauftrag automatisch "Externe Dienstleistung" als Fertigungsart vorbelegt ist. Es ist aber natürlich auch weiterhin möglich einen Produktionsauftrag als externe Dienstleistung zu kennzeichnen, wenn dieser mindestens einen als ""Arb.Gang wird extern ausgeführt"" gekennzeichneten Arbeitsgang enthält.

Ein Produktionsauftrag, bei dem mindestens ein Arbeitsgang extern gefertigt werden soll, ist an den folgenden Merkmalen zu erkennen:

Sobald diese gekennzeichneten Produktionsaufträge in den Status "In Produktion" verschoben werden, werden für die als Arb.Gang wird extern ausgeführt" gekennzeichneten Arbeitsgänge Bestellvorschläge in der Einkaufsverwaltung erzeugt und bei automatischen Lagerbewegungen die Bereitstellteile in den Materialpositionen automatisch gebucht. Die Bestellvorschläge in der Einkaufsverwaltung haben die folgenden Eigenschaften:

Hinweis:

Es ist möglich die automatische Erzeugung der Bestelldaten anzupassen, um so alle individuellen Wünsche für die aus der Produktion übergebenen Bestellinformationen bei diesen automatisch erzeugten Bestellvorschlägen zu erfüllen. . Setzen Sie sich bitte mit Ihrem Partner in Verbindung, wenn Sie eine Anpassung der Bestelldaten wünschen.

Sollte kein Lieferant im Arbeitsgang hinterlegt sein und auch kein Standardlieferant hinterlegt sein, so wird kein Lieferant hinterlegt und muss manuell eingetragen werden.

Hinweis:

Der Lieferant kann in den Status "Bestellvorschlag" und "In Bestellung" jederzeit verändert werden. Die Ermittlung des dazugehörigen Einkaufspreises berücksichtigt auch hier natürlich die Preislisteneinträge für diese Kombination aus Arbeitsgang und Lieferant, sowie die eingetragenen Lieferanteneinkaufspreise bzw. Artikeleinkaufspreise.

Sobald der Bestellvorschlag in der Einkaufsverwaltung erzeugt wurde, kann er hinsichtlich Preis und Lieferant überarbeitet werden und im Anschluss bestellt werden. Für externe Arbeitsgänge kann neben Staffelpreisen und -rabatten auch die EInkaufspreisliste aus dem Preislistenmodul genutzt werden, detaillierte Informationen zu diesem Thema finden Sie unterPreisfindung bei der externen Dienstleistung . Bei der Bestellung wird automatisch das Bestellformular "" verwendet, wo für jeden Arbeitsgang die zugeordneten Bereitstellteile angezeigt werden.

Hinweis:

Erfolgte keine Zuordnung von Bereitstellteilen zu bestimmten Arbeitsgängen, so werden für diese Arbeitsgänge keine Bereitstellteile angedruckt.

Die Bestellung wird anschließend in den Status "Wareneingang" verschoben und kann dort wie gewohnt eingelagert werden. Bei der Einlagerung wird automatisch eine Ist-Zeitbuchung für den eingelagerten Arbeitsgang mit folgenden Eigenschaften erzeugt:

 

Bei einer Stornierung der Einlagerung wird auch die dazugehörige Ist-Zeitbuchung wieder storniert, allerdings kann durch eine manuelle Stornierung einer Ist-Zeitbuchung nicht der dazugehörige Einlagerungsvorgang in der Einkaufsverwaltung storniert werden.
Weiterhin sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die manuelle Stornierung einer Ist-Zeitbuchung nicht identisch ist mit der automatischen Stornierung einer Ist-Zeitbuchung:

Während die externen Arbeitsgänge über die Einkaufsverwaltung verwaltet werden, bleibt der dazugehörige Produktionsauftrag im Status "In Produktion" und kann mit seinen internen Arbeitsgängen eingeplant und bearbeitet werden. Der Produktionsauftrag kann dabei auch eingelagert werden und abgeschlossen werden. Es gibt in diesem Zusammenhang die Möglichkeit über die Option "" in der System Konfiguration zu verhindern, dass eine Einlagerung ohne jegliche Ist-Zeitbuchung erfolgt. Bei der Aktivierung dieser Option wird geprüft, ob die eingelagerte Menge zu den bereits erfassten Ist-Zeitbuchungen passt, sollte die einzulagernde Menge größer als die erfassten Ist-Zeitbuchungen sein, dann kann in diesem Fall nicht eingelagert werden.

Hinweis:

Diese Prüfung wirkt sich sowohl auf externe, als auch auf interne Arbeitsgänge aus. Es müssen also bei Aktivierung dieser Option auch für die internen Arbeitsgänge Ist-Zeiten erfasst werden.

Solange diese Option nicht aktiv ist, kann auch ohne Rückmeldung aus der Einkaufsverwaltung ein Produktionsauftrag eingelagert und abgeschlossen werden.

 

Für die Nachkalkulation wird später der Einkaufspreis der eingelagerten Bestellung oder der aktualisierte Einkaufspreis aus dem Rechnungseingangsbuch herangezogen.

Bitte beachten Sie:

Erst ab Version 9.0.0.03 steht die externe Dienstleistung in dieser Form zur Verfügung.

Verwandte Themen

Rekursive Produktion

Materialbestellung

Bestellvorschläge in der Einkaufsverwaltung

Produktionsaufträge extern fertigen

Einzelne Arbeitsgänge in der Produktion extern ausführen